2014: Das Jahre der Taifune für die Freydis

Der erste Taifun im Korallenmeer war uns wohlgesonnen und brachte uns sogar achterliche Winde. Der zweite vermasselte uns unseren Mikronesien-Törn.

Der dritte – Monstertaifun Neoguri („Marderhund“) – hatte es darauf abgesehen, die Freydis zu versenken.
Als wir von seiner Existenz erfuhren, war es schon zu spät, um etwas zu unternehmen oder auszureißen. Zwei Tage, nachdem wir von ihm erfuhren, war er schon in Okinawa. In der Ginowan Marina, in der wir im April gelegen hatten, richtete er großen Schaden an. Dann nahm er Kurs auf Nagasaki, wo wir die Freydis gut aufgehoben glaubten. Wegen der Tsunami-Gefahr im Osten Japans waren wir diesmal auf die Westküste ausgewichen.

„Ihr könnt Euch den besten Liegeplatz aussuchen“ sagte Masahiro-San, Präsident der Sunset-Marina in Nagasaki, „es sind noch genügend Plätze frei.“

Wir waren die einzige ausländische Yacht in dieser Marina, begutachteten sie mit unserer Crew und entschieden uns, die Freydis zwischen eine hohe Betonmauer und einen Schwimmsteg zu legen. In die Mauer waren solide Niro-Ringe eingelassen. Das Boot war dort nach drei Seiten hin gut geschützt. Nur die offene Flanke nach Südwesten machte uns noch Sorgen: Denn der Schwimmsteg war erheblich zu kurz. Er war wie alle in dieser Marina, auf maximal zwölf Meter ausgelegt und an seinem Ende nicht zusätzlich mit einem Pfahl gesichert. Deshalb wollten wir unsere Reservekette (30 Meter lang,13 mm stark) zum gegenüberliegenden Schwimmsteg ausbringen. Masahiro-San meinte, das sei zwar nicht nötig, er hätte aber nichts dagegen. Also zerrte die Crew mit vereinten Kräften die Kette durchs Hafenbecken und belegte sie. Damit die Kette niemanden beim Ein- und Auslaufen behindert, versenkten wir die Kette mit Festmacherleinen und probten mit den Marina-Angestellten den Ernstfall: Bei Sturm- oder Taifun-Gefahr die Kette über die Achterwinschen dichtzuholen.

Als der Monster-Taifun nun Kurs auf Nagasaki nahm, waren wir beide, trotz aller getroffenen Vorkehrungen, in allergrößter Sorge. Hunderttausende Japaner bereiteten sich in Kyushu auf die Evakuierung vor. Wir hatten schlaflose Nächte. Noch eine Freydis verlieren – nicht auszudenken! Wir telefonierten und mailten mit Masahiro-San. Er schrieb zurück:

„Dear Heide & Erich: It is 14:00 on July 9th in Japan time now.
Typhoon NEOGURI passed over Okinawa and is approaching Kyushu.
The wind is getting stronger in Nagasaki.

Typhoon NEOGURI’s closest approach to Nagasaki will be between tonight and tomorrow morning
We took precaution against NEOGRI on July 7th.

We tightened the chain and increased mooring ropes for FREYDIS.
We think we took the best measure.
Best wishes for your continued good health, happiness.“

Auch viele Mitsegler meldeten sich besorgt. Etwas Hoffnung bekamen wir auf die Meldung, aus unerklärlichen Gründen und entgegen allen Vorausberechnungen würde sich Neoguri abschwächen. Er wurde herab gestuft von der Kategorie V auf III, das sind immer noch 100 Knoten. Das Zentrum zog nahe an Nagasaki vorbei. Aber dann am Freitag die erlösende Nachricht von Masahiro-San:

„FREYDIS IS ALL OK! NO problem! And other ships in marina are all OK.“

Und unsere Mitsegler und Freunde Inge und Sigi aus Dresden: „Hallo Ihr Lieben, wir haben so fest die Daumen gedrückt, dass sich der Taifun abgeschwächt und verzogen hat.“

Es grüßen Euch herzlich,

Heide & Erich

P.S. zum erfolgreichen Daumendrücken von Inge + Sigi erreicht uns folgender Kommentar:

13. Juli  “ Betr.: DAUMENDRÜCKEN

Na, geht doch. So ein schamanisches Grundwissen ist doch wirklich sehr nützlich…. LG Lore und Peter. “

 

 

 

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