Verlust der Freydis

Mit freundlicher Genehmigung der Emder Zeitung; Mittwoch, 16. März 2011

Der gebürtige Leeraner Weltumsegler Erich Wilts hatte seine Yacht „Freydis II” in Japan zwischengeparkt. Erdbeben und Tsunami machten große Pläne zunichte.

Von EZ-Redakteur AXEL MILKERT S 0 49 21 / 89 00 410

Iwaki/Heidelberg. Innerhalb einer unvorstellbaren Tragödie wie der in Japan gibt es auch die vergleichsweise kleinen persönlichen Katastrophen. Eine solche ist dem gebürtigen Leeraner Erich Wilts und seiner Frau Heide (beide 69) widerfahren. Ihr Boot, die „Freydis II”, ist allem Anschein nach ein Opfer von Erdbeben, Tsunami und atomarer Strahlung geworden.

Dabei erlebte das Ehepaar gestern und am Montag eine emotionale Achterbahnfahrt. Sie hatten ihr gut 14 Meter langes Weltumseglungsboot im vergangenen Jahr in der Iwaki-Sun-Marina in Iwaki zwischengeparkt. Von dort wollten sie zum nächsten Törn aufbrechen, der sie – als erstes Boot dieser Art überhaupt – nach Kamtschatka führen würde. Es war alles vorbereitet. Dann kam das Erdbeben.

Erich und Heide Wilts erhielten am vergangenen Sonntag eine E-Mail aus Iwaki. Darin erfuhren sie: Die Marina ist vollständig zerstört und die „Freydis II” sei weggespült worden. Gestern dann meldete sich der Chefredakteur einer japanischen Seglerzeitschrift, die einmal über das deutsche Boot berichtet hatte. Ein Leser habe das Boot entdeckt. Und der schickte auch gleich ein Foto mit. Die „Freydis II” liegt an einem Felsen unweit von Iwaki, offensichtlich noch recht gut in Schuss.


Über 248 000 Seemeilen hat sie hinter sich: die 1978/79 gebaute

Nach dem Tsunami: „Freydis II” an einem japanischen Felsen.
„Wir haben geheult, als wir das gesehen haben”, sagte Erich Wilts im Gespräch mit der Emder Zeitung. Das Boot ist „ein wesentlicher Teil” im Leben der beiden Segelenthusiasten, die auch in Emden schon mit ihren Vorträgen begeisterten.
Über 248 000 Seemeilen haben sie mit ihrem Boot seit 1979 absolviert. Das sind elfeinhalb Erdumrundungen. Die Törns führten unter anderem in die Antarktis, nach Südamerika und in den Nordpazifik. Sämtliche Reisen, auch die mit der ersten „Freydis”, begannen in Leer.

Erich und Heide Wilts – sie ist gebürtig aus Stuttgart und ehemalige Oberärztin der Ammerland-Klinik in Westerstede – wollen weitermachen, auch wenn beiden klar ist, dass ihr buchstäblich wieder aufgetauchtes Boot nicht mehr zu retten sein wird. Iwaki liegt zwei Autostunden südöstlich der havarierten Kernkraftwerke von Fukushima.

Es soll wieder ein Boot her. Ein kostspieliges Unterfangen. Müsste er die „Freydis II” nachbauen, würde man heute mit 500 000 Euro nicht mehr hinkommen, sagte Erich Wilts. Sie werden arbeiten, um ihre Segelträume weiter zu leben, kündigte er an. Denn bis 75, sagte Erich Wilts, wolle er schon noch weitermachen. Arbeiten, das heißt vor allem: Vorträge halten. Das Ehepaar, das inzwischen in Heidelberg lebt, wird dann demnächst vermutlich auch in Emden wieder zu sehen und zu hören sein.

Bei allem Schmerz über den Verlust der „Freydis II” sind ihre Gedanken bei den Menschen in Japan. „Auch Freunde von uns wurden bereits evakuiert”, weiß Erich Wilts. Ken Ando, der Chefredakteur der Seglerzeitschrift, nennt es „ein Wunder”, dass das deutsche Segelboot kaum Schaden genommen hat. Seine E-Mail schließt mit den Worten: „Die Menschen in Japan verlieren die Hoffnung nicht.”


Wollen ihre Segelträume noch ein paar Jahre weiterleben: Erich und Heide Wilts.
Presselinks:

14 Antworten zu Verlust der Freydis

  1. Pingback: Erst vernichtet, dann wieder aufgetaucht | Mit der Freydis von Pol zu Pol

  2. heinz-werner rogge sagt:

    unglaublich, die freydis scheint „unkaputtbar“ zu sein.
    euch weiter viel optimismus, bis bald bei einem vortrag in leer oder so…

  3. Liebe Wilts,
    wir fühlen mit Ihnen über den wohl endgültigen Verlust, wenn denn auch noch die
    Verstrahlung zu den mechanischen Schäden hinzukommt.
    Wir wünschen Ihne alles Gute für Ihre zukünftigen Pläne.

    Herzlichst
    Gundi und Roland Spellier

  4. Eike Beckstroem sagt:

    Wir freuen uns riesig über die letzte wunderbare Überlebensmeldung zur
    Freydis. Es gibt also doch noch kleine und große Wunder, wenn auch die
    allgemeine Lage in Japan katastrophal ist. Herzliche Grüße Karin und Eike

  5. Claus von der Heydt sagt:

    Hallo Ihr Beiden,

    wir, Barbara und ich, trafen Erich in Kodiak 2008 und können uns gut vorstellen wie Euch zumute ist. Kennen wir doch Freydis von einem gemütlichen Abend.

    Gerade als wir Eure Trips einem guten Freund hier in Alameda, CA empfehlen wollten kamen die tragischen Ereignisse in Japan dazwischen.

    Wir denken oft an Euch und drücken Euch die Daumen, dass Ihr wieder ein passendes Schiff findet. Kopf hoch, aber wem sag ich das. Andererseits, nach allem, was Freydis bisher erlebt hat kann man einfach die Hoffnung nicht aufgeben.

    Alles, alles Gute wünschen Euch

    Barbara und Claus
    S/V Jonathan
    Super Maramu 53
    z. Z. Brisbane, CA

  6. Knut sagt:

    Vielleicht hat Freydis wieder Glück, keiner weiß, ob sie verstrahlt ist oder wird. Erstmal ist sie wieder da. Ich drücke alle Daumen!!

  7. Aloys von Hammel sagt:

    Liebe Heide, lieber Erich,
    ich kann die Achterbahnfahrt, die Ihr in den letzten Tagen durchgemacht habt, nachvollziehen. Auf der einen Seite freut man sich, dass die FREYDIs noch „lebt“, andererseits weiß man nicht, wie sich die Situation in Japan weiterentwickelt und wie die Folgen für Euch und das Schiff sind.
    Ich werde Euch weiterhin die Daumen drücken und mit Euch auf ein gutes Ende bzw. einen Neuanfang mit möglichst wenigen Problemen hoffen.
    Herzliche Grüße von Gerda und Aloys

  8. Willi und Annemarie Harrer sagt:

    Liebe Heide und Erich,
    Annemarie und ich sind erschüttert von den Naturkastatrophen in Japan.
    Insbesondere in dem Wissen dass die Freydis z.Z. in Japan ist haben wir noch am vergangenen Sonntag anhand des letzten Infomationsbriefes versucht den derzeitigen Standort der Freydis auszumachen.
    In dem Wissen, dass durch den Zunami auch die Tausende von Seemeilen entfernte Küste Kaliforniens beschädigt wurde hatten wir Bedenken, dass die Freydis unbeschädigt sein könnte.
    In den Internet-Blogs erhieten wir die bedauerliche Nachricht, dass die Freydis vom Tzunami weggespült und wahrscheinlich unreparabel an einem Strand aufgefunden wurde.
    Wir denken Ihr braucht jetzt viel Kraft um diese Katastrofe zu verarbeiten.

    Herzliche Grüße

    Willi und Annemarie

  9. dierck thomas brodersen sagt:

    liebe heide, lieber erich! Astrid und ich tiefst betroffen von eurer nachricht, für die wir euch herzlich danken. Wie können wir Euch nur trösten??? Es mischt sich diese Unglücksbotschaft in all die furchtbaren Ereignisse im Lande, in dem Freydis gottllob noch existiert-. Wir hoffen, daß Euch doch das Glück noch irgendwie wieder hold sein möge. Wir denken an Euch ebenso wie an die vielen Japaner. Vielleicht bald mal ein Telefongespräch. Eure Astrid und Dierck.

  10. Christiane Corssen sagt:

    Liebe Heide, lieber Erich,
    beim Artikel der Emder Zeitung kam mir nur ein Gedanke:
    „Dich zu verlieren ist ein großer Schmerz, aber dich leiden zu sehen und nicht helfen können bricht mir das Herz.“
    Ich denke an Freydis – und natürlich an Sie.
    Alle guten Wünsche, die Sie brauchen …
    Christiane Corssen

  11. Christel und Harald Schwarzlose sagt:

    Liebe Heide und lieber Erich,
    von einem längeren Urlaub in einer Einsiedelei (ohne Web und Fernsehen) zurückgekehrt , erfuhren wir erst jetzt von dem traurigen Verlust Eurer „Freydis“ nach der kaum vorstellbaren Tragödie in Japan. Unsere Gedanken sind bei Euch, und wir können uns vorstellen, wie Euch zumute ist. Allen Naturkatastrophen hat dieses starke Schiff getrotzt, und nun wird es an Elementarteilchen scheitern, die kein Mensch sehen kann! Es ist wie eine Eronie des Schicksals! Jetzt heißt es, nicht aufzugeben, neue Perspektiven ins Auge zu fassen. Es gibt noch viele Schiffe auf der Welt, die sich für Expeditionsfahrten eignen, und die erschwinglich sind. Falls gewünscht, helfen wir gern.
    Liebe Grüße, Christel und Harald Schwarzlose

  12. Pingback: Ironie des Schicksals | Mit der Freydis von Pol zu Pol

  13. Metzmacher, Peter sagt:

    Liebe Wilts.
    Ich bin erschüttert über das Unglück. konnte es einfach nicht fassen.
    Sie haben schon so oft die Freedis fast verloren, aber Sie haben immer
    wieder gekämpft und gewonnen. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich
    Gute und wünsche mir für Sie die Rettung der Freedis.
    Ich bin traurig.
    Ihr Leser Peter Metzmacher.

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