Die Freydis will nicht sterben

Das Schicksal unserer Freydis II nach der Katastrophe in Japan zieht sich seit neun Monaten wie ein roter Faden durch unser Leben und unseren Blog.

Erst schien sie wie alle anderen 150 Boote in der Iwaki-Sun-Marina zerstört und untergegangen, tauchte aber plötzlich treibend wieder auf und war an einer Steilküste gestrandet und in der Brandung vollgelaufen.

Unser Bergungsversuch zusammen mit unseren japanischen Segelfreunden drei Wochen später scheiterte.

Sieben Monate lag sie eingekeilt an der Steilküste, den Wellen ausgesetzt und bei Hochwasser überspült. Zwei Taifune gingen über sie hinweg. Danach stand sie immer noch und auch ihr Mast widerstand allen Angriffen.

Inzwischen hatten wir dem Amtsgericht Cuxhaven gegenüber unseren Verzicht erklärt. Die Präfektur Fukushima beauftragte ein Unternehmen mit der Bergung. Wie alle anderen Wracks sollte sie auf den großen Schiffsfriedhof gebracht werden.

Schrott oder Denkmal?

Aber die Freydis rührte das Herz der japanischen Segler: Sie wollten nicht zulassen, dass die Freydis verschrottet wurde. Die Japanisch-Deutsche Gesellschaft in Iwaki mit ihrem Präsidenten Tetsuo Kamata nahm sich der Sache an und kämpfte monatelang für den Erhalt der Freydis. Sie beabsichtigten, das Boot als Denkmal herzurichten: Für die Opfer des Tsunami aber auch als Symbol für die Deutsch-Japanische Freundschaft, deren 150-jähriges Bestehen in diesem Jahr in Deutschland und Japan groß gefeiert wurde. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft erreichte, daß unser Bundespräsident Christian Wulff während seines Japanaufenthaltes nach Iwaki reiste, wo im stark zerstörten Aquarium nicht weit von der Strandungsstelle ein Gedenkkonzert gegeben wurde.

Bis dahin sollte eigentlich die Freydis neben dem Aquarium aufgestellt sein, aber die Bergung erwies sich als langwierig und kompliziert: Die Bergungsmannschaft musste einen Hügel auf der Steilküste abtragen und die Freydis mit Schneidbrennern zerlegen, um sie in drei Teilen abzubergen.

Diese Teile wurden vor die Shu-ei Kohkoh Hochschule gebracht, wo sie nun wieder zusammen geschweisst werden. Mit dem Leiter dieser Hochschule, Herrn Toshihiko Shiga und seiner Frau – beide gehören zu den Förderern des Freydis-Projektes – haben wir uns vor wenigen Tagen hier in Heidelberg getroffen.

Inzwischen waren, durch Herrn Tetsuo Kamata und uns veranlasst, das Bundespräsidialamt und der deutsche Botschafter in Tokyo, Herr Dr. Volker Stanzel, eingeschaltet, die das Projekt begrüßten und ihre Unterstützung zusagten.

Soeben erreicht uns die Meldung aus Japan

Die Präfektur von Fukushima hat nun entschieden: Sie plant, in Iwaki einen Katastrophen-Gedenkpark einzurichten (ähnlich dem in Hiroshima), in dem die Freydis einen Platz bekommen soll. Der Misaki Park, an dessen Steilküste die Freydis gestrandet ist, wird in den nächsten 12 Monaten entsprechend umgestaltet.

Aus der Initiative der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Iwaki ist gegen viele Widerstände, auch aus den eigenen Reihen, eine Regierungsangelegenheit geworden.

Gerne wollen wir auch weiterhin zum Gelingen des Projektes einen Beitrag leisten. Das sind wir der Freydis und unseren japanischen Freunden schuldig.

Misaki-Park in Iwaki, der zum Gedenkpark umgestaltet wird

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