Trans-Ocean

La Palma, den 2. Dezember 2017

Vor einer Woche noch waren wir in München, hielten Vorträge über unsere diesjährige Reise durch die Nordwest-Passage (NWP). Das Thema kam an: Zwei Abende nacheinander volles Haus. Dank an den Veranstalter Herbert Müller, der die Organisation und die Promotion übernommen hatte. Und Dank an viele ehemalige und künftige Mitsegler aus dem Raum München, die zur guten Stimmung beitrugen. Die Crew etwa, mit der wir 1981/82 das erste Mal in die Antarktis gesegelt sind, war zu unserer Freude fast vollständig anwesend; und auch unsere Bergsteiger, die wir nach ihrer Grönland-Überquerung 1988 auf Nansens Zeltplatz mit der Freydis abgeholt hatten, waren erschienen.

Während wir in München die Vorträge hielten, fand in Cuxhaven das jährliche Treffen der deutschsprachigen Trans-Ocean Segler statt.
Wie unser Mitsegler Guido Marx aus Bonn berichtet, stand es wohl ganz im Zeichen der Nordwest-Passage.

Den Ocean Award 2017 erhielt Jimmy Cornell für sein Lebenswerk. Wir gratulieren!!

An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal herzlich für seine wertvollen Ratschläge, die wir im Zusammenhang mit unseren Vorbereitungen für die NWP von ihm erhielten. 2014 hatte er zunächst vergeblich versucht, die NWP von Ost nach West zu durchqueren. Im zweiten Anlauf gelang sie ihm jedoch im Jahr darauf von West nach Ost. Er hat uns nicht nur an seinen Erfahrungen teilhaben lassen, sondern uns seinen kompletten Satz Seekarten für die NWP geschenkt.

Den Trans-Ocean-Preis 2017 erhielt Susanne Huber-Curphey dafür, dass sie als erste Frau einhand durch die NWP gesegelt ist. Eine bewundernswürdige Leistung! Nach ihrem eigenen Bekunden ist „eine Einhandreise durch die NWP eigentlich Irrsinn.“ Der Meinung sind wir ganz und gar nicht. Wir gratulieren!

Die TO-Medaillen, die im Jahr 2017 vergeben wurden, gingen ausnahmslos an Crews, die ebenfalls die Nordwestpassage in den Jahren 2016 und 2017 durchquert haben:

  • Thomas Witt und Tatjana Hartmann („Breakpoint“) im Jahr 2016
  • Claudia Rehklau und Jürgen Michallik („Caledonia“) im Jahr 2016
  • Wolfgang Slanec und Doris Renolder („Nomad“) in den Jahren 2016/17 mit Überwinterung im Mackenzie-Fluss
  • Heide und Erich Wilts („Freydis“) im Jahr 2017

Mit einer Auszeichnung hatten wir nicht gerechnet – umso mehr haben wir uns darüber gefreut.

Unser Mitsegler Guido hat die TO-Medaille für uns in Cuxhaven in Empfang genommen und ein Foto gemailt. Herzlichen Dank, Guido!!

Anmerkung von uns: TO-Preis und TO-Medaillen sind Skipperpreise, die derjenige erhält, der Schiffsführer bzw. Schiffsführerin im Sinne des Gesetzes ist. Da wir beide jedoch zu gleichen Teilen zum guten Gelingen beigetragen haben, betrachten wir die TO-Medaille nicht als die Leistung eines einzelnen, sondern als unsere gemeinsame Auszeichnung.

Wir waren mit der Freydis die 117. Yacht bzw. Segelschiff, das die Nordwest-Passage durchquerte. Das geht aus einer Aufstellung in der YACHT Heft 23/2017 hervor.

Bis Ende 2017 waren insgesamt 138 Segelschiffe/Yachten durch die Nordwest-Passage gegangen, davon alleine 2017 23 Yachten.

Die Freydis war in diesem Jahr die erste, die in einem Rutsch die NWP passierte. Also die 117. Yacht seit Amundsens Pioniertat (von 1903-1906).

Unser Terminkalender deckte sich in auffälliger Weise mit dem der Aventura IV von Jimmy Cornell 2015:

Aventura IV
(mit Jimmy Cornell)
Freydis
Point Barrow22. Juli20./21. Juli
Herschel Insel26.-28. Juli23.-25. Juli
Cambridge Bay6.-9. August6.-8. August
Gjoa Haven12. August10./11. August
Fort Ross15. August17. August
Pond Inlet18. August20./21. August

Weitere Durchquerungen der NWP

In den Jahren 2017 haben weitere deutsche und österreichische Yachten die Nordwest-Passage gemeistert. Da sie nicht Mitglieder von Trans-Ocean sind, konnten sie nicht geehrt werden – was ihre Leistung aber keineswegs schmälert:

  • Als erstes zu nennen ist die Muktuk (14,3m Alu Sloop) aus Österreich mit Karl und Alexandra Mayer mit den Kindern Jan und Noah und Bordhund Sooty.
    Die Muktuk segelte wie wir von West nach Ost. Es war bereits ihre zweite Durchquerung der NWP. Die erste hatten sie bereits 2011 von Ost nach West absolviert.
  • Sodann die Morning Haze aus Hamburg, eine 16.9m Sloop aus Alu, mit Jochen Winter + Crew (Jochen Winter wurde für seine Durchquerung mit dem Goldenen Globus der SKWB in Bremen ausgezeichnet)
  • die Zulumubs aus Österreich, 11,7m, mit Skipper Bernhard Plattner + Crew
  • die Nauta D (16,5 m) mit Skipper Manfred Heinrich

Höchst umstritten bleibt die Leistung von Yvan Bourgnon mit seinem kleinen Katamaran. Ohne Zweifel hat er mehr geleistet, als alle anderen Teilnehmer. (Man lese nur den nüchternen Bericht in der YACHT Heft 23/2017. Dann bekommt man einen Eindruck von den unmenschlichen Strapazen, die er aushalten und lebensbedrohlichen Gefahren, die er bestehen musste.)

Doch er hat von anderen Yachten Hilfe in Anspruch genommen, die er bewusst verschwiegen hat – so ließ er sich etwa ca. 100 Seemeilen von Kent Bay nach Fort Ross schleppen, und in der Ankerbucht bei Cape Hatt rettete er sich im Orkan auf die Abel Tasman, um nicht zu erfrieren. Alles gut verständlich, aber warum daraus ein Geheimnis machen und sogar die Tatsachen leugnen?

Unser wiederholter Dank gilt allen unseren Mitseglern und dem „Wetterwelt“-Team von Meeno Schrader, vor allem Sven Taxwedel.

Herzliche Grüße aus La Palma
Heide & Erich

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