Corona zum Trotz am Ziel

An unsere Freunde und Mitsegler

Bei Wind darf gesegelt werden

Große Freude…

…stellte sich ein, als wir in der letzten Septemberwoche im Zielhafen Tazacorte auf der Insel La Palma angelegt hatten und es feststand, dass wir hier, wie geplant, die FREYDIS für die nächsten Monate unter Aufsicht liegen lassen konnten.

Allen Widrigkeiten zum Trotz hatte die Reise in diesem Jahr doch noch geklappt: Die dringend erforderliche General-Überholung der FREYDIS unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie hatten wir gerade noch rechtzeitig beenden können. Allerdings war ich, Erich, beim Start in Leer nach den monatelangen anstrengenden Arbeiten an Bord, die wir in Eigenregie durchführt hatten, ziemlich erledigt. Zwar hatten wir nun sieben neue AGM-Batterien an Bord, aber meine eigene war tief entladen und musste erst einmal Energie tanken.

Corona hatte uns auch zweifeln lassen, ob wir zu dem Termin starten konnten, den wir im Herbst letzten Jahres festgelegt hatten. Wir konnten.

Von den insgesamt 24 Mitseglern auf den 4 Abschnitten von Leer zu den Kanaren hatten nur zwei wegen Corona abgesagt. Und ausnahmslos alle hatten sich unmittelbar vor Törnbeginn testen lassen. Trotzdem waren wir immer in Sorge, ob wir die Route unterwegs auch tatsächlich wie geplant verfolgen konnten, ob der Virus an Bord oder Quarantänebestimmungen in den Ländern, die wir besuchten, uns einen Strich durch die Rechnung machen und uns zwingen, die Reise irgendwo abzubrechen.

Corona hat uns zum Glück alle verschont! Und das Wetter hat uns zwar nicht gerade begünstigt – auf manchen Abschnitten hätten wir uns durchaus kräftigeren Wind gewünscht – aber auch nicht groß gefordert. Die Stürme zu Beginn der Reise konnten uns auf der Stehenden Mastroute wenig anhaben und den einzigen schweren Sturm unterwegs saßen wir im sicheren Hafen von La Coruna aus und die Crews auf den vier Törns waren toll. Trotzdem gibt es auf einer solchen Reise immer spannende Momente, manchmal sogar kritische: Etwa als auf dem ersten Abschnitt kurz nach dem Start das Kühlwasser des Motors wegen eines falsch eingebauten Dichtungsringes am Thermostat der Hauptmaschine ausgelaufen war, oder als auf dem Törn darauf die FREYDIS völlig unerwartet beim Trockenfallen an der kleinen Insel CHAUSEY im Golf von St. Malo umfiel, oder bei einigen heiklen Hafenmanövern auf dem dritten Törn von La Coruna nach Lissabon.

Über die ersten drei Törns haben wir schon auf unserem Blog berichtet. Törn IV ist schnell erzählt:

Als unsere Mitsegler in Lissabon eintrafen, kannte keiner keinen – mit Ausnahme von Renate und Marcus aus Hamburg, die ein Paar sind. Das sonst obligate Crewtreffen in Heidelberg war Corona-bedingt ausgefallen. Aber immer wieder ist es erstaunlich zu erleben, wie schnell an Bord eine Crew aus Einzelkämpfern zusammenwächst. Spätestens nach einer Woche hatten sich alle aufeinander eingespielt und mit dem Boot vertraut gemacht. Sicherlich lag das auch daran, dass auf diesem Törn ausnahmslos erfahrene Segler angeheuert hatten. Fast alle segeln ein eigenes Boot.

Die Highlights: Porto Santo, Madeira, La Palma und natürlich die Ilhas Selvagens, die Wilden Inseln, die zwischen Madeira und den Kanaren liegen. Die erforderliche Genehmigung zum Betreten dieser einzigartigen Naturreservate hatten wir uns in Madeira bei der zuständigen Behörde besorgt. Obwohl wir direkt aus Lissabon kamen, durften wir in Porto Santo und Madeira nicht gleich an Land, sondern mussten zwei Tage im Hafen vor Anker liegend die Testergebnisse abwarten – wie schon erwähnt – alle negativ.

Brecher auf einer blinden Klippe bei den WILDEN INSELN, aufgenommen von Marlene Frisch, SY HEIMKEHR. Marlene schätzt die Höhe des Brechers auf acht Meter.

Der Passat hätte gern kräftiger und beständiger blasen können. Ankern vor der Isla Selvagens Pequena ging nicht: Der NE-Passat stand gegen die Dünung eines vorangegangenen Sturmes aus Südwest: Auf dem Ankerplatz, auf dem wir in vergangenen Jahrzehnten schon so oft lagen, war die Hölle los. Aber die nur 10 Seemeilen entfernte Vogelinsel Selvagens Grande mit der Ornithologen-Station bot uns – circa zwei Schiffslängen von der Brandung entfernt – eine sichere Muring. Tags darauf konnten wir in dem Vogelparadies anlanden und die Insel unter kundiger Führung besichtigen.

Die Fotos aus den Jahren 1981, 1990 und 2012 stammen von Erich. Die Fotos aus 2020 sind Beiträge von Renate, Gundolf, Marcus, Jens, Luca und Ralf. Der Brecher auf einer blinden Klippe vor den Selvagens wurde von Marlene Frisch SY HEIMKEHR aufgenommen. Ein Dankeschön an alle.

Die Glücksgefühle bei der Ankunft auf La Palma hielten in Tazacorte leider nicht lange an: Eine Hitzewelle hatte die Insel erfasst: Das Thermometer pendelte zwischen 35 und 40° C und kein Lüftchen regte sich. Von wegen mal schnell ein erfrischendes Bad nehmen. Seit Lissabon betrug die Wassertemperatur zwischen 25 und 26°C. Das bedeutete: Aufklaren der FREYDIS unter sehr erschwerten Bedingungen. Die Jüngeren kamen mit der Hitze besser zurecht. Alle fassten mit an, der Schweiß lief in Strömen, und nach zwei Tagen war die meiste Arbeit getan. Die Crew trat die Heimreise an. Nur Mitsegler Gundolf und Luca blieben die nächsten Tage noch auf der Insel und Gundolf half uns bis zum Schluss. Anschließend flogen wir gemeinsam zurück nach Frankfurt. Weil wir aus einem Risikogebiet einreisten, unterzogen wir uns dort noch auf dem Flughafen zu mitternächtlicher Stunde dem erforderlichen Test. Das Ergebnis: zum dritten Mal auf dieser Reise negativ.

In zwei Monaten sind wir wieder auf der FREYDIS. Dann werden wir sie als Basislager für unsere Wanderungen auf der Vulkanroute der Insel nutzen und vielleicht auch mal einen Schlag zu den benachbarten Inseln unternehmen.

Schriftliche Statements nach beendetem Törn sind eher selten. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass der eine oder die andere noch Zeit gefunden hat zu einem netten Kommentar (siehe Anlage). Habt herzlichen Dank!

Wir hoffen, wir sehen uns wieder, sei es auf einem der geplanten Crewtreffen oder auf den Törns im kommenden Jahr. Wohin es 2021 geht? Lasst Euch überraschen und bleibt gesund.

Herzliche Grüße
Heide+Erich

Kommentare zu Törns 2020

18.08.2020 Thomas Bruns + Evi Gerlach, Münster

Hallo Erich,
Bevor heute deine neuen Gäste kommen ist es mir ein Anliegen, dir doch noch einmal herzlich für unseren schönen Törn zu danken.

Sowohl Evi als auch mir hat das ganze super gefallen. Nicht nur dass wir viel erlebt haben und gleichzeitig viel Neues gesehen haben. Die Zeit mit dir und auch mit dem Rest der Crew haben wir als sehr angenehm empfunden.

Natürlich haben wir vielen von unseren Urlaubstagen erzählt. Vielfach bekamen in den vergangenen Tagen dann die Frage: und, würdet ihr das wieder machen? Unsere schnelle und klare Antwort war jedes Mal: na klar.
Also, insgesamt fanden wir das ganz toll mit dir. Und damit wünschen wir dir für die anstehenden Meilen alles Gute und immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel.

PS: Evi hattest du den Tipp mit der Disko bay gegeben. Ihre Recherche läuft schon…

Thomas


28.09.2020 Renate Gritschke, Hamburg

….Vielen Dank nochmals für die vielen und vielschichtigen Erfahrungen, die wir auf dieser Reise machen konnten. Ich werde lange davon zehren, das weiss ich schon heute!!

Seid herzlich gegrüsst,
Renate


27.09.2020 Marcus Warnke, Hamburg

Lieber Erich, liebe Crew-Kollegen,

habt herzlichen Dank für diesen tollen gemeinsamen Törn!


12.09.2020 Dr. Susanne und Dr. Rainer Gohlke, Bonn

Lieber Erich, inzwischen seid ihr wieder auf dem Meer und hoffentlich gut nach Madeira geblasen worden. Wir sind nach langer, herrlicher Fahrt durch Frankreich wieder in Bonn angekommen. Jetzt werden wir die beeindruckende Reise in Häppchen revue passieren lassen. Die Freydis ist ein tolles Schiff, unvergesslich, wie sie uns sicher durch den aufgewühlten Atlantik wiegte, die Nachtfahrten unter sternenklarem Himmel, die nette, so gemischte Crew, die jungen Schnellen, die Alten bedächtiger mit Wasserberührung, Frau Professors Organisations- und Kochtalent, vorgetragen in astreinem Schriftdeutsch und Du als Kapitän, geistig immer auf Sendung mit der leider nicht anwesenden Heide, und in sozusagen körperlicher Einheit mit Deinem Schiff, das Du bis zur letzten Schraube beherrschst. Ich war beeindruckt und wünsche Euch noch eine lange, erfüllte Zeit auf dem Wasser.

Mit besten Grüssen von Susanne und Rainer


01.10.2020 Gundolf Oertwig, Kirchenthumbach,

Erich, ich habe den Törn auf der Freydis und die Zeit danach sehr genossen! Wenn irgend möglich, würde ich es gerne einmal fortsetzen.

Einige Eindrücke habe ich ja bereits von Bord aus in meinen Blog geschrieben.
https://kabbelwasser.segelnblogs.de/

Alles Gute, bis bald, Euer Gundolf

21. Oktober 2020 Jens Friesenborg, Emden

Moin Ihr zwei,

heute hatte ich noch Kontakt zu Gundolf, er wollte demnächst mal nach Ostfriesland kommen. Da dachte ich jetzt wird es mal Zeit mich für die schöne Tour zu bedanken, ich hatte eine gute Zeit an Bord der Freydis und freue mich, Dich, Erich, kennengelernt zu haben.

Also meldet euch wenn ihr das nächste mal in Ostfriesland seit, ich würde euch gerne meine Familie und unseren Denkmalgeschützten Hof vorstellen (Gundolf erzählte von eurem Denkmal)…

Anbei schicke ich noch ein paar Bilder von unserem letzten Wochenende bei der Bill auf Juist. Immer wieder herrlich da, wir sind mit einem Hochwasser von der Bill bis nach Emden gekommen… seit lieb gegrüßt und bleibt gesund.

Jens


01.05.2020 Gernot Berner, Frankfurt,

Liebe Heide, lieber Erich,
besten Dank für eure immer wieder spannenden Törn Berichte und die herrlichen fotografischen Eindrücke von unterwegs.

Ich freue mich mit euch, dass ihr weiterhin eure Segelleidenschaft
ausleben könnt – einmalig und vorbildlich, Gratulation!

Zuweilen, habe ich den Eindruck, segelt ihr unter besonderer außerirdischer
Überwachung und Hilfestellung. Ich bin kein gläubiger Mensch und auch
kein Anhänger von Verschwörungstheorien – aber mit Glück alleine kann das nichts zu tun haben ?!

Wie dem auch sei, bleibt weiterhin gesund und segelklar und mit immer
einer Handbreit Wasser unterm Kiel!
Bobby hätte geendet mit: 3 mal platsch platsch!

Beste Grüße
Gernot

Dieser Beitrag wurde unter 2020, Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Corona zum Trotz am Ziel

  1. Bruno Rappold sagt:

    Liebe Heide udn Erich ,

    sagt uns bitte Bescheid ob es schon Pläne für 2021 gibt, und wenn Ihr in Heidelberg seid, meldet Euch bitte .
    Liebe Grüße aus der Schreinerei Bruno Rappold

  2. Liebe Frau Wilts, lieber Herr Wilts,
    gerne habe ich Ihre bisherigen Berichte gelesen, sehr interessant. Auch meine geografischen Kenntnisse werden immer wieder vergrößert. Ich hoffe, der neu eingebaute kräftigere Raymarine Autopilot hat auf Ihrem gesamten Törn zu den Kanaren wie prophezeit einwandfrei funktioniert.
    Herzliche Grüße
    Raymarine Deutschland GmbH
    Bernd Gröneveld

  3. Dr. Werner Voigt sagt:

    Liebe Heide, lieber Erich,
    leider hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, mit Ihnen auf Törn zu gehen, bin aber ein leidenschaftlicher Begleiter an Land, indem ich alle ihre Bücher besitze und fast alle schon mehrfach gelesen habe. Die neuesten habe ich ja erst vor Kurzem über Sie bezogen. Einfach herrliche Lektüre für einen begeisterten Fahrtensegler, leider ohne eigenes Boot. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, doch noch einmal mit Ihnen zu segeln, wenn ich die beruflichen Verpflichtungen der Selbständigkeit im Gesundheitswesen bald ablege. Ich wünsche Ihnen alles Beste, besonders im Hinblick auf das Damoklesschwert Corona und hoffe, bald wieder von Ihnen zu hören. Herzlichst, Werner Voigt

Kommentare sind geschlossen.