Sechs Monate sind seit unserem Start in Leer/Ostfriesland vergangen. Pünktlich und wohlbehalten sind wir in Panama angekommen. Unsere neue Freydis hat sich bereits bewährt. Anfangs hatten wir immer noch das Bild der alten Freydis in unseren Herzen, mit der wir über 30 Jahren unterwegs waren. Allmählich verblasst das Bild – die Neue ist dabei, diesen Platz einzunehmen.
Unsere Crew bei der Ankunft in Mustique
Bedanken wollen wir uns hiermit auch noch einmal ausdrücklich bei unserem Mitseglern, die zum Gelingen der Törns beigetragen haben. Nicht zuletzt ist manche Verbesserung auf der Neuen auf ihre Anregung und durch ihren Einsatz durchgeführt worden.
Zur Zeit weilen wir in Deutschland, um zu Hause nach dem Rechten zu schauen, werden aber, wie geplant, die Reise Ende Januar fortsetzen.
2013: Wie geht es weiter?
Zunächst steht die umständliche, teure und mit bürokratischen Hürden gespickte Passage durch den Panamakanal an. Es ist nach 1982 und 2005 die dritte Kanalpassage der Freydis. Im neuen Jahr folgt der erste Törn mit Crew zu den Galapagos, und von dort zu dritt – wir beide mit Freund Erhard Schorge – zu den 3.000 Seemeilen entfernten Marquesas.
Die Reise setzen wir fort durch die polynesischen und melanesischen Inselwelten nach Australien. Unsere Mitsegler auf diesen Abschnitten sind überwiegend „Ehemalige“, sie waren schon in früheren Jahren mit uns unterwegs. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit ihnen und sind gespannt auf die „Neuen“, die dazu kommen.
Sylvester haben wir das erste Mal ernsthaft darüber nachgedacht, wie wir die Reise von Australien aus fortsetzen könnten. Mehrere Lösungen bieten sich an – eine verlockender als die andere. Aber Hauptsache: Wir bleiben gesund und die Freydis trägt uns weiterhin sicher an unsere Ziele.
Für das Neue Jahr wünschen wir allen:
Friede, Freude, Eierkuchen – und vor allem Gesundheit!
Im Juli hatten wir bereits freie Plätze für 2013 angeboten.
Mit Stand heute gibt es noch je zwei freie Plätze für die Törns 7 und 8, da wir Absagen erhalten haben:
Törn VII: 2 Plätze. Segeln in der Vavaúgruppe – Metis Vulkan – Suva/Fidji :: 2 Wo von Sonntag, 14. Juli bis Samstag, 27. Juli 2013
Törn VIII: 2 Plätze. Suva/Fidji – Ceva-I-Ra – Hunter I. – Matthew I. – Ild Walpole – Noumea/Neukaledonien :: 2 ½ Wo von Do 1. August bis Sonntag, 18. August 2013
Heute verließ uns die Ostfriesen-Crew gegen Mittag, nachdem wir 4 Stunden mit alle Mann Klar-Schiff gemacht hatten. Sie wollen noch einen Tag zu den Schleusen des Panama-Kanals, bevor sie die Heimreise antreten. Georg hat seine Krankheit auskuriert und kommt morgen aus Cartagena, um mit den anderen zurück zu fliegen.
Ab in den Urwald
Wir haben mit unseren Freunden noch sehr schöne Tage in KUNA YALA, San Blas Inseln, verbracht, waren mit den Kuna-Indios im Urwald, entlang des Rio Azucar: zuerst in ihrem kleinen Boot, dann zu Fuß – eine glitschige, heiße, anstrengende Wanderung, wobei wir auch durch viele Flüsse waten mussten. Während um uns die Brüllaffen lärmten, labten wir uns an wilden Mandarinen.
Nach 3 Stunden – Erichs Füße waren nur noch schmerzende Klumpen, seine Schuhe hatten ihren Dienst verweigert, und wir alle nur noch fluchende, von Dornen und Moskitos zerstochene, schweißgebadete und schlammbesudelte Kreaturen – erreichten wir endlich unser Ziel: einen prächtigen Wasserfall direkt von den Kordolleren und zu seinen Füßen ein kleiner See. Wie Verdurstende stürzten wir uns alle kopfüber ins kühle, schäumende Nass… Herrlich, wonnig! Die Strapazen waren schnell vergessen.
Alte Bekannte
An den Tagen darauf haben wir noch zwei Kunadörfer auf den Inseln Azucar und Machina besucht und uns, wie vor sieben Jahren, der Führung Ildefonsos anvertraut. Auf der Insel Machina pflegen die 400 Kunas noch ihre uralten Traditionen. Seit unserem letzten Besuch hat sich zumindest äußerlich nicht viel verändert; aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis Fernseher und Laptop auch hier Einzug halten und die Bewohner statt in traditioneller Kleidung in Jeans und T-Shirts herumlaufen. Es heisst, dass die Kunas nicht gerne Fremde auf ihren Inseln dulden, aber zu uns waren sie durchaus freundlich.
Zwischenhalt
Auf dem Wege von den San Blas zum Panama-Kanal hatten wir in der Turtle Cay Marina (09°36.300, 79°26.568 W) nur einen Zwischenstop geplant, aber es gefiel uns hier so gut inmitten der Wildnis, dass wir uns entschlossen, erst einmal zu bleiben. Der Manager Yogi, alias Jürgen Pehlgrimm, ist waschechter Berliner. Er war 25 Jahre mit einer Reinke 15 M auf Charterfahrt und lebt jetzt immer noch auf seinem Boot, nun mit seiner venezolanischen Frau. Beide sehr nett, sehr kompetent, sehr hilfsbereit.
Gefährlich?…
In der Marina liegen vielleicht 30 Yachten – etliche sind Dauerlieger. Viele junge Leute, einige Paare mit Kindern – man glaubt es kaum. Die Marina ist sehr geschützt gegen Winde aus allen Richtungen und wir sind hier laut Yogi absolut sicher vor Überfällen und Diebstählen, in Panama keine Selbstverständlichkeit. Erst vor einigen Tagen ist hier in der Nähe ein spanischer Skipper, der allein in einer Bucht ankerte, ermordet und zerstückelt worden! Yogi meint, das ginge wohl auf das Konto von Drogendealern oder deren Feinden.
Wie auch immer – wir fühlen uns wie im Paradies an dem langen wilden Strand, der an die Marina angrenzt – ich meine, im irdischen Paradies! Und das sogar trotz des massenhaft angeschwemmten Zivilisationsmülls.
…und einfach
Die Marina selbst hat nicht viel zu bieten, keine Toiletten, keine Duschen, keinen Lift, immerhin Strom, Wasser und – sehr wichtig: erstklassigen WiFi-Empfang. Ausserdem liegt sie in völliger Abgeschiedenheit zwischen Urwald und Meer, ein toller Badestrand inclusive. Liegegeld bezahlen wir im Monat bloß 300 $.
Das kleine Restaurant öffnet nur in der Saison, also Januar bis März. Zum nächsten Dorf an der Hauptstraße sind es zehn Minuten mit dem Geländewagen. Zweimal die Woche kommt ein Händler mit Pickup und bietet Obst, Gemüse, Fisch und Garnelen an. Jedenfalls war für ein opulentes Abschiedsessen mit unseren Freunden gesorgt.
Pflege, Reparatur und Unklarheiten
Ob wir die Freydis hier überholen können (Gleitring-Dichtung von Firma Profiseal leckt und Antifouling muss erneuert werden) , ist die große Frage: Ein Travellift steht hier zwar, aber die Motoren sind schon seit Monaten zur Überholung.
Und wie wir die bürokratischen Hürden für den Panama-Kanal von hieraus managen, ist auch noch unklar, ebenso wo und wie wir Weihnachten feiern.
Yogi ist gerade unterwegs, bringt die Crew mit seinem SAV Allrad ins Hotel nach Panama. Eine Strecke dauert 2 Stunden, der Preis Dollar 12o,- für alle.
Landgang
Morgen werden wir vielleicht mit Yogi zu Guido und Silvia, Hostel „WUNDERBAR“ in Puerto Lindo, fahren. Das liegt sozusagen um die Ecke. Yogi ist mit den beiden befreundet und wir haben sie vor 7 Jahren in den San Blas Inseln kennen gelernt.
Rosi und Peter von der „Rainbow“ sind in der der Shelter Bay Marina am Eingang des Panamakanals. Sie lassen ihr Boot aus dem Wasser nehmen. Ihr Mastervolt-Gerät (Ladegerät und Inverter in einem) – unentbehrlich für die Stromversorgung – ist kaputt. Elektroherd, Waschmaschine, Thermomix und andere 220 V Verbraucher funktionieren nicht mehr – große Sch…!
Wir haben auf dem Weg zu den San Blas Inseln, Panama, einen kurzen Zwischenstop in Cartagena eingelegt. Heide war hier bereits als Teenager vor 57 Jahren. Es hat sich Vieles verändert, vor allem die Skyline aus riesigen Wolkenkratzern. Die Altstadt ist sehenswert und noch die alte geblieben. Alle alten Häuser mit hölzernen Balkons und Patios voller Grün sowie die alten Kirchen sind oder werden liebevoll restauriert.
Alle fanden den Aufenthalt hier anregend und faszinierend. Die Stadt ist voller Leben. Nach den Aufenthalten auf den einsamen Inseln vor der Küste von Venezuela mal ganz was Anderes. Auch die Restaurants lassen keine Wünsche offen.
Anmerkung zum AIS: Wir haben ab und an das AIS ausgestellt wegen Piratengefahr, lassen es jetzt aber wieder voll mitlaufen.
Über den Atlantik sind wir schon viele Male gesegelt. Diese letzte Überquerung fiel etwas aus dem Rahmen:
Wirbelsturm
Schon in Lissabon braute sich der erste tropische Wirbelsturm bei den Azoren zusammen. Wir waren zwar nicht direkt betroffen – im Zweifel wären wir an die afrikanische Küste ausgewichen – aber diese Systeme beeinflussen ja das Wetter über große Teilbereiche des Atlantiks. Wir hatten Gegenwind, wir hatten Flauten – nichts ist mehr so, wie es früher war.
Wir gerieten in den Einfluß eines zweiten Wirbelsturms auf dem Wege zu den Kap Verden und dann etwas später auf der Atlantiküberquerung bildeten sich mehrere Ansätze von Wirbelstürmen – wir waren ständig auf der Hut.
Zum Schluß kam „Sandy“, von dessen Zerstörungen Ihr ja alle die Bilder im TV und Internet gesehen habt. Geholfen hat uns beim Wetter (wie schon seit Jahrzehnten) unser Freund Günther Hirschberg aus dem Taunus. Wir haben alle paar Tage über Iridium seine Expertisen erhalten und waren so bestens präpariert. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank, lieber Günther – und wir freuen uns, wenn Du im kommenden Jahr in den Marquesas und Tuamotus Deine Wetterberichte an Bord der Freydis über Pastor erstellst.
Darminfektion des Skippers
Am Tag vor dem Start in Mindelo habe ich, Erich, mir eine schlimme Darminfektion zugezogen und währenddessen meine Blutdrucktabletten nicht eingenommen. Also die ersten acht Tage habe ich viel Zeit auf dem stillen Örtchen verbracht und ein paar Tage später folgte der brutalen Abmagerungskur eine Blutdruckkrise mit Schwindel. Ich konnte in Mustique gar nicht mehr richtig gehen und bin immer noch nicht ganz wiederhergestellt. Gestern hat mir Heide hochdosiert Kortison verabreicht, heute geht´s mir deutlich besser, sonst könnte ich diese Zeilen gar nicht schreiben. Wenn in drei Tagen die neue Crew kommt, dürfte ich wieder fit sein.
Erfahrungen mit der Neuen Freydis
Die neue Freydis ist wirklich ein schnelles Schiff, auch auf Vormwindkursen, auf die wir ja auf den ersten Törns vergeblich gewartet hatten. Nach 14 Tagen lag das Kernstück der Atlantiküberquerung – von Mindelo/Kap Verden nach Barbados – hinter uns.
Die Flautentage in der Mitte sind wir unter Maschine bei 1200 Umdrehungen gelaufen, wir wollten Diesel sparen und hatten es ja auch nicht so eilig auf der spiegelglatten See. Kräftiger Passat forderte uns auf der ersten Hälfte. Allen hat es ausgesprochen Spass gemacht, unter ausgebauter Genua und Spi (bis 250 m2) zu düsen. Auch die weniger erfahrenen Steuerleute sind gut zurecht gekommen, denn die Neue liegt auch vor dem Wind ausgezeichnet auf dem Ruder, sogar dann, wenn das Schwert oben ist. Die Tage, die wir gewonnen hatten, konnten wir für einen Abstecher in die Grenadinen nach Mustique und Palm Island nutzen.
Sigis Traum von einem Drink und Essen in der Basil-Bar ging in Erfüllung (wenn auch leider ohne die Royals).
Exkurs 1…
…für die Experten unter Euch: Gut, dass wir bei der Ausrüstung der Freydis auf überlangen Spibäumen bestanden haben (sie sind 8 mtr lang, Durchmesser 120 mm). Richtige Prügel, aber dank des hervorragenden Spinakergeschirrs von SELDEN zu zweit gut zu handhaben und dank eines Tips, der neulich per Mail von meinem Altskipper Detlef kam (er war vor 50 Jahren mein erster Lehrer auf der ORTAC): Wir fahren den bzw die Spibäume an separatem Achterholer, die Schot läuft extra über einen Block, der an der Spitze des Spibaums angebracht ist.
Die einzigen Segel, die wir jetzt noch nicht ausprobiert haben, sind das Trysegel und die Doppelgenua. Für die Doppelgenua bekommen wir hoffentlich im Pazifik gleichmäßigen Passat und auf den Einsatz des Trysegels warten wir gerne noch eine Weile.
Die elektronische Selbststeuerung hatten wir übrigens auf der ganzen Reise nicht eingeschaltet, das Boot wurde von Hand gesteuert.
Exkurs 2
Unser Traum vom unbegrenzten Bordstrom aus den beiden SUPERWIND – Generatoren und den beiden AMPAIR – Unterwassergeneratoren wäre beinahe in Erfüllung gegangen.
Die SUPERWIND – Generatoren erfüllten ihre Vorgaben, waren leise und effizient.
Die AMPAIR – Unterwassergeneratoren brachten ebenfalls eine gute Leistung. Die ersten 6 Tage hatten wir stets volle Batterien. Aber die Vibrationsgeräusche der U-Wassergeneratoren (ein lautes Kreischen ab 5 Knoten Fahrt durchs Wasser) waren auf die Dauer nicht zu ertragen, weder im Cockpit noch im Achterschiff. Also haben wir sie abmontiert und mußten über die Limas der Hauptmaschine jeden Tag ein bis zwei Stunden nachladen. Sehr ärgerlich!! Und dem Hersteller ist das Problem angeblich unbekannt…
Die Crew
Wir waren zu acht. Die Crew war segelbegeistert, einsatzfreudig und hilfsbereit. Zu feiern gab es unterwegs genug, den 55. Geburtstag von Sigi, den 50. von Mario und das „Bergfest“ war buchstäblich der Höhepunkt. Zusammen mit der Rainbow wurde gefeiert, gebadet, getanzt und gelacht. Zum Schluß der Reise hiess es: Ende gut – alles gut. Bis auf den kränkelnden Skipper waren alle bestens drauf und wir genossen die abschliessenden Tage auf den Grenadinen in herrlichen Buchten.
Im Doppel über den Teich
Wie Ihr wisst, sind wir in Deutschland zeitgleich mit der RAINBOW (eine nagelneue HR 48) unserer Freunde Rosi und Peter Neumayer aus dem Badischen gestartet. Die RAINBOW von Cuxhaven, die FREYDIS von Leer aus. Rosi und Peter segeln ihr komfortables und best ausgerüstetes Boot zu zweit. Wir treffen uns in fast jedem Hafen und auf dem Meer segeln wir oft in Sichtweite. Über den Atlantik waren wir meist dicht zusammen. Es ist sehr vergnüglich und wir geniessen dieses freundschaftliche und unkomplizierte Beisammensein sehr. Wie wir uns kennengelernt haben und wie es zum Entschluss kam, die 2 Jahre nach Australien zu Mackern, d.h. zusammen zu segeln, ist eine Geschichte für sich. So viel sei verraten: Sie begann mit dem Verlust der ersten RAINBOW im Mittelmeer und dem Verlust der zweiten FREYDIS in Fukushima.
Samstag, 06.10.2012, 17:07:59 :: übermittelt per Email
Gestern endete auf der Kap Verden Insel SAL der 4. Törn der Freydis. Nachdem uns noch zu Beginn Flaute genervt hatte, bekamen wir dann endlich Gelegenheit, die acht Meter langen Spibäume einzusetzen. Auch auf Vormwindkursen hat sich die neue Freydis bewährt. Am 5. Tag nach unserem Aufbruch in El Hierro waren wir bereits auf Aal und die gewonnene Zeit konnten wir für einen Abstecher zur Nachbarinsel Boavista nutzen.
Das Wetter hat vom Beginn der Reise Anfang Juli bis heute „verrückt“ gespielt. Auf den Kanaren herrschte die größte Dürre seit 60 Jahren, auf den Kap Verden brach nach den seit Menschengedenken heftigsten Regenfällen das Chaos aus.
Aich mit der 4. Crew hatten wir großes Glück. Jetzt bereiten wir uns auf die Atlantiküberquerung vor. Am Mittwoch starten wir. In Mindelo auf Sao Vicente werden wir einen kurzen Stop einlegen, Trinkwasser bunkern und dann zusammen mit unseren Freunden Rosi + Peter von der „Rainbow“ in See stechen.
…mit Heide und Erich Wilts auf der Freydis. Seit 1990 sind Heide & Erich Wilts auf den Weltmeeren unterwegs. Immer wieder zieht es sie auf Urlaubstörns mit ihrer Yacht Freydis in die Gewässer von Island, Grönland, Spitzbergen und die Aleuten. Der erste Vorstoß in die Antarktis begann 1981/82.