Rückblick auf die Saison 2021
An unsere Freunde und Mitsegler,
vor einigen Tagen sind wir aus Kärnten zurück gekommen – zwei Wochen Wellness hatte uns Heide nach unserer Rückkehr aus Island verordnet – mit sich als Kurärztin. Hatten wir nötig und ist uns auch gut bekommen. Vormittags wandern in luftiger Höhe, nachmittags relaxen in Thermen und Sprudelwasser und abends gepflegt essen.

Nach dem Ausbruch: Im Vordergrund die Marina Tazacorte, in der wir 8 Monate gelegen haben. Dort, wo im Hintergrund die glühende Lava ins Meer fließt, wurde die Finca von Rolande und Federico, auf der sie ihr Domizil hatten, begraben.
Ja, Ihr könnt noch mit uns rechnen, auch wenn es in diesem Jahr ein paar Mal sehr eng wurde. Nicht lange, nachdem wir den Hafen unserer Lieblingswanderinsel La Palma Anfang Juni verlassen hatten, ist auf dem Bergrücken Cumbre Vieja der schlummernde Vulkan erneut ausgebrochen (der letzte Ausbruch liegt genau 50 Jahre zurück). Er wütet derzeit immer noch – und sogar von Tag zu Tag heftiger. Schon die bloße Vorstellung, dass wir bei seinem Ausbruch noch in der Marina von Tazacorte gelegen hätten, ist gruselig: Da verliert man 2011 seine geliebte Yacht in einem Jahrhundert-Tsunami in Japan, baut eine neue Yacht und riskiert diese genau 10 Jahre später bei einem Vulkanausbruch erneut in einer scheinbar bombensicheren Marina.
Andere hatten nicht so viel Glück: Wie es den Yachten in der Marina Tazacorte ergangen ist, haben wir noch nicht in Erfahrung gebracht, aber inzwischen sind schon über zweitausend Anwesen auf La Palma zerstört, für viele der Betroffenen eine persönliche Katastrophe. Auch unser langjähriger Trans-Ocean-Stützpunktleiter auf La Palma, Federico Ulrich und seine Frau Rolande, die nicht weit weg von der Marina wohnen, konnten sich zwar in Sicherheit bringen, aber ihre Finca mit all ihrem Hab und Gut wurde unter der Lava begraben. Sie schrieben uns heute:
Ja wir sind betroffen und haben alles verloren. Die letzten 4 Wochen gleichen einem Horrorfilm. Jetzt verhandeln wir mit Versicherungen und Behörden.
Besitzen noch unseren Geländewagen, ein paar Kleider, unsere 2 Fellnasen (gemeint sind ihre Hunde) und 2.200 m2 Lava von 20m Dicke, in der alles bei 1240 Grad eingeschmolzen ist.
Der Verein Trans-Ocean will ihnen helfen und hat eine Hilfsaktion gestartet. Jeder kann sich daran beteiligen.
Heute ist der 25. Oktober 2021. Unser letzter Eintrag auf unserem Blog stammt vom 3. Mai des Jahres. Das ist lange her. Nicht, dass wir unter Schreibfaulheit litten, aber die Segelsaison 2021 hat uns weit mehr gefordert als erwartet – es lief in diesem Jahr nicht alles nach Plan.
Hätte uns zu Beginn der Saison jemand erklärt, dass wir in diesem Jahr gleich zweimal nach Grönland und zweimal nach Island segeln und dann noch einmal Island rund, dann hätten wir ihn für verrückt erklärt. Aber wie heißt es so schön: “… erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“ Und das alles wegen eines Virus, der die Welt immer noch in Atem hält.
Warum wir in diesem Jahr in 3 Monaten unter oft schwierigsten Bedingungen 5 ½ tausend Meilen gesegelt sind – was gar nicht unsere Absicht war – lest Ihr in diesem Blogbeitrag.
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